Was Beziehung ausmacht ist die Frage, wie ich mit dem umgehen möchte, was mein Gegenüber in mir auslöst.
Jeder Mensch trägt seine eigenen Verletzungen und damit u. U. auch eine Menge Konfliktpotenzial in sich. Positiv ausgedrückt trägt aber jeder Mensch in seinem Konfliktpotenzial dadurch ein großes Feld an Möglichkeiten zu positiver persönlicher Entwicklung in sich. Die Frage, ob ich mit etwas umgehen soll, ist relativ schnell mit Ja oder Nein beantwortet und oft genug gibt es hier ja auch kein Ausweichen. Viel intelligenter ist aus meiner Sicht dann die Frage, wie genau möchte ich damit umgehen und hier habe ich immer eine ganze Menge Wahlmöglichkeiten. Darin steckt Fülle.
Meditation über das Thema welches angesprochen ist, die Aussöhnung mit dem inneren Kind und den Eltern der Kindheit, Coaching und Aufstellungen helfen hier, sich dauerhaft auf eine völlig andere und sehr fruchtbare Art und Weise mit sich und mit dem anderen auseinander zu setzen.
Ein anderer Mensch in deinem Leben kann Deine Verletzungen nicht immer im Vorfeld erkennen. Und mal Hand aufs Herz, bist du vielleicht auch manchmal selbst überrascht, wo sensible Felder noch in dir verborgen sind? Oder auch in deinem Partner? Nur die echte Begegnung mit einem Menschen kann hier deine Schutzmechanismen herunterfahren und nur ein Mensch der für dich in irgendeiner Weise eine Bedeutung hat, kann deinen Schmerz Körper auf diese besondere Weise berühren, die deiner Entwicklung dienlich ist. Der einzige Schutz davor wäre, sich von Menschen zurück zu ziehen.
Wir würden uns also weiter entzweien, wenn wir niemanden mehr an uns heran ließen. Damit verletzen wir aber am Ende uns selbst, deine Seele könnte sich nicht weiter entwickeln. Das bedeutet nun nicht, dass du jedem Menschen erlauben sollst, deine innewohnenden Verletzungen vorsätzlich und immer wieder unsensibel zu reaktivieren.
Hier ist natürlich jeder Mensch für sich selbst gefordert, eine aktivierte Verletzung zunächst zu heilen und deswegen den Menschen in seinem direkten Umfeld darauf hinzuweisen, dass man hier gerade empfindlich ist. Die eigene Pflicht sollte m.E. nach sein, hier gut für sich zu sorgen. Erst recht dann, wenn man sich fast nicht erlaubt, in diesem Moment sich die Zeit für sich zu nehmen. Wenn du das Gefühl hast, dann erst recht dem anderen alles recht machen zu müssen, dann stimmt etwas nicht in deiner inneren Welt.
Oft genug gehen oberflächliche Beziehungen auseinander, wenn es wirklich interessant wird. Eben wenn diese Felder berührt werden. Das ist auch keine Schande, denn Entwicklung ist unter Umständen sehr anstrengend und es braucht auch einen Menschen an deiner Seite, der das versteht und der stehen bleibt. Das ist nicht unbedingt jedermanns Sache.
Wichtig ist jedoch zu wissen, dass man sich selbst und dem anderen damit die Chance nimmt zu wachsen. Wo, also an welcher Stelle genau du das selbst möchtest, ist deine Entscheidung. Ebenso ist es die Entscheidung des anderen, ob er wachsen möchte. In einer Beziehung ist man dennoch ein Stück weit einander verpflichtet, hier Klarheit darüber zu schaffen, in wie weit man gemeinsame Entwicklung leben möchte.
Sonst gehen wir nicht gut mit der Liebe um, die uns die Kraft zur Transformation gibt und gleichzeitig das Licht spendet, um das zu Transformierende hervorzubringen.